Mittwoch, 28. Mai 2025

Himmelfahrt: Eine Erlösung in der Spannung von Himmel und Erde

Christi Himmelfahrt. Ein Fest, das die Vollendung der Erlösung feiert. Der Himmel steht einen Moment lang offen, blitzartig leuchtet Gottes Herrlichkeit auf – und schon entzieht er sich wieder. In dieser Spannung des kurzen Aufblitzens der Herrlichkeit Gottes und seines gleichzeitigen Sich-Verbergens liegt die Glaubenserfahrung, die von Abraham an durch die Jahrtausende reicht. Immer wieder stellen wir fest, oft schmerzlich: Die Erde hat uns wieder.

Doch worin besteht dann die Erlösung? Angesichts der großen Not, die Teile unserer Erde betrifft und uns auch sehr nahe ist – welcher Art ist diese Erlösung überhaupt? Es ist nur allzu verständlich, wenn uns beispielsweise jüdische Stimmen entgegenhalten: "Was hat euer Messias Jesus gebracht? Liegt der Löwe jetzt beim Lamm? Ihr behauptet, er sei am Ende der Welt bei euch! Aber was bedeutet das für verhungernde Kinder? Für Mütter, die ihre Kinder im Bombenhagel verlieren? Für Menschen, die nach Jahren des Krieges in schwere Depressionen gefallen sind?"

Ein Stück weit müssen wir diese Kritik nicht nur aushalten, wir müssen auch zugeben: Wirklich gute Antworten haben wir darauf keine. Es gibt nur die kontrafaktische, widerspenstige Haltung der Hoffnung, die gegen alle Evidenz glaubt und ausharrt. Woher sonst soll der Friede kommen? Gibt es denn eine Alternative dazu?

Als ich am 8. Mai auf dem Petersplatz stand und die Worte von Papst Leo XIV. hörte, liefen nicht nur mir spontan Tränen über die Wangen. Die Osterhoffnung lautet: „Gott liebt uns, Gott liebt euch alle und das Böse wird nicht siegen! Wir alle sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander, weitergehen! Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden. Helft auch ihr uns, und helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt.“

Dieser Gedanke, still persönlich, aber klar, bringt es auf den Punkt. An Himmelfahrt schauen wir nicht nur auf den erhöhten Christus, sondern auch auf die Erde, die er uns hinterlassen hat. Die Erlösung ist keine magische Aufhebung allen Leidens, sondern die Einladung, in dieser Welt Brücken zu bauen, Licht zu sein und Hand in Hand weiterzugehen. Es ist die Hoffnung, die uns befähigt, dem Leid zu begegnen, auch wenn wir keine einfachen Antworten haben. Denn die Liebe Gottes ist die Kraft, die uns antreibt, gegen die Evidenz der Not die Hoffnung auf eine bessere Welt zu leben.

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